(Auszug) … Bald aber war die Nacht gekommen, in der Hanna die Augen, oder besser gesagt, die Ohren nicht mehr davor verschließen konnte, dass Joe das tat, was ihr früher oder später bei jedem Mann zu schaffen machte: Er atmete. Tiefenentspannt sank er neben ihr in den Schlaf und zog die Luft in großen ruhigen Zügen durch seine Lunge, als sei er ganz allein auf der Welt und gehöre die Stille ihm. Er schnarchte nicht und atmete nur leise. Aber Hanna lag hellwach neben ihm, starrte abwechselnd an die von fahlem Licht beschienene Zimmerdecke und an die Wand, versuchte, sein Atemgeräusch zu ignorieren, nicht zu viel Verschiedenes zu denken und sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass sie sich auch ohne Schlaf erholen konnte, wenn es ihr gelang, ruhig zu bleiben. Sie versuchte, ihn an einer kleinen Stelle seinen Körper zu berühren, ohne ihn zu wecken, und sich von seiner Wärme beruhigen zu lassen, begann jedoch zu schwitzen, warf die Decke von sich, wälzte sich und wurde immer nervöser, bis schließlich Joe aufwachte und fragte, was los sei, den Arm um sie legen und sie beruhigen wollte, worauf ihre Blase „Alarm!“ rief, so dass Hanna aus dem Bett sprang, was Joe geradeso davor bewahrte, von ihr in einem Wahn aus Erschöpfung und Verzweiflung mit dem Kopfkissen erstickt zu werden. …
(2022)
Wie es weitergeht, steht in der Anthologie 2 der Offenen Lesebühne Sonochnie: „Unten ist noch Glut„.