Neulich klingelte der Postbote und brachte mir fünf Bücher, die ich nicht bestellt hatte. Ich nahm sie trotzdem, denn ich habe sie selbst geschrieben. Nehme ich jedenfalls an. Es sind koreanische Bücher, mit koreanischen Schriftzeichen, die ich nicht entziffern kann. Ganz oben links steht „I enjoy working alone“, woraus ich schließe, dass es sich um übersetzte Exemplare meines Werkes „Kollege Ich. Die Kunst, allein zu arbeiten“ handelt. Nachdem ich innerlich den Hut gezogen hatte vor der Weltoffenheit des koreanischen Publikums (ich habe umgekehrt leider noch nichts Koreanisches gelesen), fragte ich mich, wohin jetzt damit?

Das für Bücher vorgesehene Regal war voll. Ein Buch ging schon noch irgendwo rein, aber fünf? Verschenken schied auch aus, weil ich keinen kenne, der koreanisch kann. Ich zog schon ernsthaft die blaue Tonne im Hof als geeigneten Aufbewahrungsort in Betracht – da rollte mir mein Lieblings-Kugelschreiber unter das Sofa. Das war gut!

Unter dem Sofa nämlich stieß ich auf einen ganzen Stapel alter Bücher. Kein Zeugnis von Schlamperei, sondern Einfallsreichtum vergangener Tage: Der Stapel bewahrte das Sofa davor, in der Mitte durchzubrechen. Schlagartig fiel mir wieder ein, wie nützlich Bücher für des Heimwerkens unkundige Heimwerker sind.

Bücher sind biegsam und zugleich stabil, es gibt sie in unzähligen Längen, Breiten und Stärken. Sie müssen nicht zurechtgesägt werden, sie splittern nicht, und sie kosten nichts. Weil man sie ja schon hat.

Die koreanischen Bücher klemmen jetzt zwischen dem Pfosten eines Bettes und einer Wand und verhindern das Weiterrutschen dieses Bettes im Zimmer auf glattem Boden. Andere Bücher bewahren Fenster und Türen vor dem Zuschlagen bei Durchzug. Leporellos geben eine prima Umrandung für einen Spielzeugzoo her, so spart man sich das zeitraubende Bauen aus Lego oder Klötzen. Schenkt den Kindern Leporellos, Leute! Man kann mit Büchern auch Rampen für Spielzeugautos machen, kippelnde Tische stabilisieren, Laptops schräg stellen, Stühle erhöhen oder Podeste bauen. (Bloß falls sich jemand in der Bildungsdebatte über die Vorzüge des Buches engagieren möchte.)

Im Bücherregal sind jetzt wieder große Lücken. Bücherstützen wären jetzt gut, aber klar: Bücher stützen, das geht natürlich auch mit Büchern!

(Juli 2009)

3 Gedanken zu “Bücher sind toll. Auch für Heimwerking”

  • btw – auf Koreanisch gedruckt zu werden, ist sehr schmeichelhaft! Die Kollegin Köhler von scriptics.de verfasste unter dem Titel „Korea liest“ unlängst einen tollen Artikel dazu. Hier der Link zum pdf des CWT Connect Magazins 03/08 Südkorea, Japan (1,9 MB) –> vgl. Seite 33:
    „Korea ist eine Kulturnation, und die Koreaner pflegen
    eine innige Beziehung zur Literatur. Dass Lyrikbände
    dort hohe Auflagen von über 100.000 Stück erreichen,
    ist keine Seltenheit, Romane haben Millionenauflagen.
    Europäische, insbesondere deutsche Literatur hat
    einen sehr hohen Stellenwert: Goethe, Franz Kafka,
    Hermann Hesse, Günter Grass – alles alte Bekannte
    dort.“

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