… kann man gar nicht weitsichtig genug vorgehen.
Bisher dachten Eltern ja schon daran, dass ihre Kinder vielleicht schreibfaul sein könnten und deshalb ein kurzer Name gut sei; dass die Kinder nicht gehänselt werden sollten von den Mitschülern, und wie unglücklich man selber als Kind mit dem eigenen Namen war.
Aber die Kindheit ist nur kurz!
Lange dagegen währt das Erwachsenenleben, und da sitzt man als Benannter und schlägt sich mit Aspekten seines Namens herum, an die keiner gedacht hat: zum Beispiel mit dem Zehnfingersystem.
Das Zehnfingersystem benutzt, wer mit allen zehn Fingern auf der Computertastatur tippt, im Gegensatz zum Zweifingersuchsystem (das merkwürdigerweise häufig schneller geht, aber das gehört jetzt nicht hier her). Wer mit zehn Fingern tippt, deckt mit jedem Finger bestimmte Buchstaben ab. Leider sind aber die Finger weder gleich stark, noch gleich lang. So kommt es, dass manche Buchstaben schwerer zu erreichen sind als andere.
Keine Probleme bereiten etwa das „t“ und das „r“, sie liegen oben in der Mitte und können gut vom Zeigefinger getroffen werden. Höchst unangenehm zu tippen sind dagegen „q“, „p“, „ü“, „y“, für die sich die kleinen Finger in ungewohnte Richtungen strecken müssen.
So gesehen könnten Namen wie Georg, Hans oder Otto ihren erwachsenen Trägern viel Freude im Alltag bereiten, wenn Männer denn das Zehnfingersystem anwenden würden. Aber ich kenne keinen einzigen. Nehmen wir also Helga, Anna, Jasmin, Helen, Gabi (nicht sooo cool mit „i“, aber ein „y“ wäre ein echter Fingerbrecher!) als Beispiele, die einfach und schnell zu tippen sind.
Auch mein Name „Gudrun“ entspricht voll den Anforderungen des Zehnfingersystems. Allerdings: Da bei „Gudrun“ nur starke, schnelle Finger im Einsatz sind, gleicht das Tippen dieses Namens einem olympischen Wettkampf der Besten. Und in einem Wettkampf ist ja mal dieser oder jener vorne. Bei mir gilt das für die beiden Zeigefinger, und leider, leider, ist genau der falsche Zeigefinger der schnellere. Also schreibe ich meinen Namen immer, wirklich immer so: „Gudurn“.
Unter jeder Mail, die ich verfasse, steht erstmal „Gudurn“.
Unter j e d e r ! Das heißt, ich muss meinen Namen immer zweimal schreiben. „Gudurn“. Löschen. Nochmal, langsamer: „Gudrun“.
Das ist zum Heulen, und dass mit dem Alter nicht etwa alle meine Finger langsamer werden, sondern offenbar nur der linke Zeigefinger, der, der nicht schnell genug das „r“ dazwischen haut, bevor der rechte schon wieder mit dem „u“ zuschlägt, macht es auch nicht besser.
Das sind die wirklich wesentlichen Probleme im Leben, die man seinen Kindern ersparen könnte, wenn man wirklich gründlich überlegen würde – ups, drei Worte hintereinander mit „ü“, wie müüüühsam.
(Mai 2009)